
Pfarrhaus Tee & Mord – Wem die Stunde schlägt #01
von Ada K. Holmes || 286 Seiten || Buch 1 von 3 || Link zum Buch

Yorkshire, 1930
Geduldig hört sich Hedy Bumbleforth sowohl die Predigten ihres Gatten (er ist der hiesige Vikar, er muss ja geradezu predigen), die Streits der Damen beim Tee als auch den schiefen Gesang des örtlichen Knabenchors an. Besagter Chor besteht aus zwei Jungen im Stimmbruch, vier Kleinkindern – die alles tun, nur nicht singen -, und einer wechselnden Zahl älterer Herren, die eigentlich nur kommen, weil es nach den Proben ein Glas Schnaps gibt. Und wenn sie es recht bedenkt; mancher Dame Tee riecht verdächtig nach Sherry.
Alles in allem: Das Leben in Waddleby ist gemütlich, findet Hedy. Allerdings ist gemütlich manchmal eben auch nur ein höflicheres Wort für Langeweile.
Doch dann wird der unbeliebte Immobilienmakler Archibald Hargrove tot aufgefunden – erschlagen von einer schweren Uhr. Die aus Harrogate herbeigerufene Polizei geht von einem bedauerlichen Unfall aus, doch seit wann springen Uhren von Kaminsimsen und das mehrere Male?

Diese Buchreihe kommt aus frischer Feder diesen Jahres, das ist etwas, das mich sehr erstaunt hat, denn leider konnte mich das Buch in seiner Gesamtheit nicht überzeugen, auch wenn es sicherlich den einen oder anderen Aspekt hatte, der es hier und da dann doch sympathisch machte.
Es hat einen Grund, warum ich das Erscheinungsjahr so eindringlich erwähnte, denn mir sind doch Fehler in dem Buch aufgefallen, die das Lesen schwierig machen. Ausgehend, dass es frisch geschrieben oder zumindest frisch erschienen ist, habe ich mir erhofft, ein Lektorat oder zumindest ein zuverlässiges vorzufinden. Leider sind nicht nur Tippfehler, teils Satzbaufehler hier gerade am Anfang vermehrt aufgefallen, nein, über das Buch hinweg sind zum Beispiel zwei aufeinander folgende Seiten dieselben Ausdrücke verwendet worden. Dies lässt einen innehalten und kurz darüber nachdenken, ob man selber nur das Déjà-vu erfunden hat oder es tatsächlich eines gab. Das störte leider immer wieder meinen Lesezyklus.
Zudem hat das Buch eine auf “alt” getrimmte Schreibweise, bei der ich mitten drin zwischendurch das Gefühl hatte, ich würde mich 1830 und nicht im Jahr 1930 befinden, was ich tatsächlich nochmal nachgeschaut hatte weil ich wirklich nicht sicher war wo ich mich befinde. Es gab immer wieder Stellen, die sich leicht lesen ließen, weil durch die Art und Weise der Geschichte, an der man sich befand, die Ausdrucksweise nicht ganz so stilistisch genutzt wurde.
Doch natürlich gab es auch einiges, das ich wohlwollend, freudig, mit einem Schmunzeln oder freudigem Entsetzen wahrgenommen habe. Es geht hier um das Vikars Ehepaar, das im neuen Einzugsbereich seine Schäfchen hütet. Das junge Ehepaar hat ein wirklich unterhaltsames Verhältnis und beide wirken mehr als charmant und man hat sich nach kurzer Zeit schon sehr gern. Es ist aus der Sicht von Mrs. Bumbleforth geschrieben und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Ebenso bin ich in Gleicherweise überaus neugierig, was wohl die größte Gemeinsamkeit war.
Zu Beginn lernen wir die Dorfgemeinschaft kennen, die einzelnen Menschen und ihre Geschichten in diesem Dorf, auch über die Vergangenheit des Vikar-Paares erfahren wir mehr. Es wird das große Ganze betrachtet, uns wird ein vollumfängliches Umfeld geboten, in das wir integriert werden. Das fand ich sehr schön, weil alle Charaktere wirklich Tiefe bekommen haben, auch die Aufklärung des Mordes und ihre Gedankengänge und Vorgehensweise war nachvollziehbar und völlig schlüssig. Hier wurde liebevoll und mit Humor geschrieben, das merkt man.
Ich würde mir für die kommenden Bände wünschen, dass das Lektorat besser ist, denn das war wirklich einer der störendsten Faktoren des Buches. Demnach hört ihr es aber schon raus, dass ich dem zweiten Band auf jeden Fall noch eine Chance geben werde. Empfehlen kann ich das Buch aber nur jenen, die über den einen oder anderen Makel hinwegsehen und wie Mrs. Bumbleforth selber, jeder Widrigkeit trotzen, um an das gewünschte Ziel zu kommen.

